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Der Hauptplatz
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Re: Der Hauptplatz
Erntetag der 74. Hungerspiele
13.00 Uhr
Dario
13.00 Uhr
Dario
cf: Darios Haus
Nun war es tatsächlich so weit, die Ernte begann. Dario war alles andere, als glücklich und das aufgesetzte Lächeln wäre ihm am liebsten im Halse stecken geblieben. Wie er es hasste ein Lächeln zu stellen, vor allem, da er an sich gerne lachte. Wenn ihm jedoch nicht danach war, konnte er nicht verstehen, weshalb er dazu gezwungen wurde. Nur im irgendwelchen naiven Menschen im Kapitol eine propagandahafte Show zu bieten? Es war lächerlich und das wussten alle. Die Menschen in allen Distrikten, die Sieger, die Regierung im Kapitol, die hochgestellten Bürger des Landes. Doch was sollte er, ein einfacher Sieger aus Distrikt 3 alleine dagegen machen? Nichts. Überhaupt nichts! Er konnte nur dasitzen, zusehen und lächeln. Immer schön lächeln. Das Kapitol nicht auf ihn aufmerksam machen, das war der beste Weg, bereits sein gesamtes Leben über.
Die Worte des Bürgermeisters und auch die Worte des Vogels aus dem Kapitol klangen nur wie ein Surren in Darios Ohren. Er versuchte am Tag der Ernte, oder eher während der Prozedur - denn mehr war es nicht! - die Worte in Klänge eines Streichinstrumentes umzusetzen, was ihm in diesem Moment recht gut gelang.
Dario wollte nicht dort oben auf der Tribüne sitzen und den Familien zusehen, wie sie Angst und Bange zitternd dort unten standen, weil sie wussten, dass sie ihre Kinder verlieren konnten. Natürlich war die Wahrscheinlichkeit nicht allzu groß, dass der Sohn oder die Tochter gezogen wurde, doch das Schicksal spielte wohlbekannt die absurdesten Spiele.
Der Sieger erinnerte sich noch an die Ernte seines Jahres. Wie er dort unten stand und besorgt zu seiner damaligen Betreuerin hinauf schaute, welche fröhlich flötend in einem giftgrünen Kostüm zu den Losekugeln stolzierte, um mit ihren langen, ebenso giftgrünen Krallen sein Schicksal zu besiegeln. Es war ein schrecklicher Tag und jedes Jahr wiederholte er sich. Dario sah in jedem Jungen, welcher auf die Bühne trat, sich selbst nach oben steigen. Niemand würde sich melden, genauso wie sich niemals jemand für ihn gemeldet hatte. Die Ernte war ein Tag, an dem jeder Mensch egoistisch wurde und das zurecht. Wer würde schon freiwillig in den Tod gehen wollen? Niemand aus den 'normalen' Distrikten!
Dario konnte es nicht mit ansehen, wie erst das Mädchen und dann der Junge gezogen wurden. Er versuchte alles um sich herum auszublenden. Die Menschenmenge, die Tribüne, die Kapitoler, die Scheinwerfer und Kameras, die Worte, die Situation... einfach alles. Er versetzte sich gedanklich in sein persönliches kleines Labor im Keller. Neben ihm stand Beetee, welcher interessiert über die Schulter des jungen Mannes blickte und in der Ecke saß eine glückliche Wiress, die ein Lied vor sich her summte.
"Haben Sie noch etwas zu sagen, Mister Sulfur?" Die Stimme riss ihn aus all seiner Konzentration. Er hätte den Bürgermeister dafür am liebsten in Schwefelsäure gebadet, doch ließ er sich das nicht anmerken. Vor allem wahrscheinlich auch, weil dieser Mann sowieso nichts machen konnte, er musste ihn fragen, das war in manchen Distrikten Tradition. Oder vielleicht auch nur in seinem Distrikt, er wusste es nicht wirklich. Noch vollkommen aus der Fassung, stand er von seinem Stuhl auf und begab sich sicheren und festen Schrittes in Richtung Mikrophon. "Ich wünsche den diesjährigen Tributen, Mentoren, Distrikten und dem Kapitol, der Regierung und vor allem unserem geliebten Präsidenten Snow, wir auch Ihnen allen, fröhliche Hungerspiele und möge das Glück stets mit uns sein", erklärte Dario freundlich lächelnd, verbeugte sich und nahm wieder Platz. Was ein abgedroschener Satz, der sich nur jährlich nur etwas im Satzbau und der Wortwahl ändert, im Grunde aber immer gleich blieb.
Dario wusste nicht einmal, ob die Tribute bereits gezogen waren. Er hatte es schlichtweg nicht bemerkt. Stand die Ernte, oder eher die Ziehung noch vor dem Distrikt, oder war sie bereits vollzogen. Er wollte es nicht wissen und würde warten, bis das Signal kommen würde. Er würde warten, bis die jährliche Tortur erneut beginnen würde und ihn das Kapitol verschlang.
Dario Sulfur
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