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Whitefield Manor
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:: :: Die Distrikte :: Distrikt 5 :: Das Dorf der Sieger
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Re: Whitefield Manor
Erntetag der 74. Hungerspiele
Thomát
8:00 Uhr
Thomát
8:00 Uhr
Thomát stieg schwitzend von seinem Laufband herunter und sah kopfschüttelnd aus dem Fenster, vor dem blühende Rosensträucher sich im Wind bogen. Der Regen wurde fast waagrecht am Fenster vorbeigeweht und abgerissene Blütenblätter von roten, weißen und rosafarbenen Rosen mischten sich darunter.
Sturmwarnung, mitten im Juli. Thomát hatte es nicht glauben wollen, als er vor drei Tagen den Wetterbericht gesehen hatte. Normalerweise ging er jeden Morgen joggen. An Erntemorgen wie dem heutigen besonders lang, um den Kopf freizukriegen. Und heute? Heute hatte er mit dem Laufband in seinem Fitnessraum vorlieb nehmen müssen, was natürlich keinesfalls vergleichbar mit joggen ind er freien Natur war. Hier gab es kein Gezwitscher der Vögel, keine Schatten von Blättern auf dem Weg, keine Sonne, die auf ihn herunter schien, sondern nur die Lampen, die in die Decke eingelassen waren.
Thomát nahm ein flauschiges weißes Handtuch von einer Reckstange und begann sich die schweißnasse Stirn abzuwischen. Es war noch sehr früh, aber Thomát war schon seit zwei Stunden auf den Beinen und machte sein Morgentraining. Das war ein morgendliches Ritual um sich fit zu halten.
An Tagen wie diesen war ihm das besonders wichtig. Thomát wollte Eindruck auf seine Tribute machen. Jemand sein, den man bewunderte und vor dem man Respekt hatte. Ein Vorbild. Denn ein Vorbild war in seinen Augen wichtig, damit man das Ziel nicht aus den Augen verlor.
Thomáts Vorbild war früher sein Vater gewesen. Ein fröhlicher Mann, mit Frau und Kind und einem Beruf, der ihm Spaß machte. Aber die Hungerspiele hatten alles kaputtgemacht. Auch heute würden die Hungerspiele mit der Ernte zwei Leben in diesem Distrikt grundlegend verändern. Thomát wollte diesen Kindern ein Vorbild sein. Ihnen zeigen, das selbst jemand der so viel erlebt hatte, wie er, jemand sein konnte, der voll im Leben stand. Dass man stark sein konnte und alles dann nur halb so schlimm war.
Irgendwo tief drin war sich Thomát bewusst, das das nicht stimmte. Dass alles eben nicht nur halb so schlimm war, sondern schrecklich. Aber das verdrängte er gern so weit wie möglich. Diese Kinder würden ohnehin schon hoffnungslos genug sein, da musste er als ihr Mentor den Eindruck nicht auch noch verstärken.
Aber Thomát fand, aller positiven Einstellung zum Trotz, dass die Tribute aus Distrikt 5 oft entmutigend schwach waren. Zwar hatte Distrikt 5 mit ihm und Anabelle auch schon in recht rascher Folge Sieger hervorgebracht, aber allzu oft zeigte sich, dass die Tribute aus diesem Distrikt den Herausforderungen der Spiele nicht gewachsen waren. Vor allem die Arenen machten ihnen oft zu schaffen. Die Kinder aus Distrikt 5 wussten einfach nicht, wie man einen Unterschlupf baute, Nahrung oder Wasser fand und Kälte und Hitze trotzte. Die drei Trainingstage reichten bei Weitem nicht aus, um all das zu lernen. Und auch der Umgang mit Waffen war den meisten Kindern aus Distrikt 5 völlig fremd.
Thomát konnte stolz von sich behaupten, darin eine Ausnahme gebildet zu haben. Er war schon sehr sportlich gewesen, als er ins Trainingszentrum gekommen war, und hatte sich dort als wahres Naturtalent im Umgang mit Schwert, Messer und Pfeil und Bogen erwiesen. Darum hatte Thomát auch das zweifelhafte Glück gehabt, den Großteil der Spiele an den Vorräten der Karrieros mitessen zu dürfen. So hatte er sich keine Sorgen um essbare Pflanzen machen müssen, auch wenn die Arena damals voll davon war.
Aber ich kann ja nicht erwarten, dass alle Tribute so talentiert sind wie ich, dachte Thomát, während er sich auf den Weg ins Bad machte.
Und was hat dir dein „Talent“ gebracht? , fragte eine kleine ungebetene Stimme in seinem Kopf, während Thomát die Tür des Bads hinter sich schloss.
Ich habe ein Haus, Geld, Frauen, einen Butler, dachte Thomát finster und hoffte die Stimme so zum Verstummen zu bringen.
Aber nur Augenblicke später, als er seine Sportsachen ablegte und die Flammentattoos auf seinen muskulösen Oberarmen unter dem T-Shirt zum Vorschein kamen schaltete die Stimme sich wieder ein.
Und zu welchem Preis?
Thomát hatte in seinen Spielen sieben Menschen getötet. Die Jungen aus den Distrikten 1 und 6 hatte er mit einem Schwert getötet, die anderen fünf waren gestorben, als er die Felderlandschaft der Arena in Brand gesteckt hatte. Seit diesem großen und spektakulären Feuer nannten die Menschen im Kapitol und auch einige andere Thomát den „Feuerteufel“. Um diesem Namen gerecht zu werden und zur Strafe, dafür, dass er eine halbe Arena niedergebrannt hatte, hatte Thomát die Flammentattoos auf seine Arme stechen lassen müssen. Als ewige Erinnerung an die Spiele, und an SIE musste er die Rolle des Feuerteufels bis zu seinem Tod spielen. Aber Thomát verbot sich rasch an SIE zu denken und stieg unter die Dusche.
Wie immer hoffte er irgendwie, das Wasser der Dusche würde das Feuer auf seinen Armen zum Erlöschen bringen, so wie der Regen der Spielmacher das Inferno in der Arena beendet hatte. Aber das war natürlich Blödsinn. Es waren nur Bilder auf seiner Haut.
Thomát hatte schreckliche Angst vor Feuer, seit damals. Auch, wenn er es selbst ausgelöst hatte, um die Karrieros zu vernichten und für IHREN Tod zur Verantwortung zu ziehen. Aber … die sich rasend ausbreitenden Flammen, die Meter hoch zum Himmel loderten, der Rauch, der einem den Atem raubte, das Knistern von verbrennendem Getreide, die Luft, die bald zu heiß zum Atmen schien, die wieder und wieder krachende Kanone. So was ließ wohl niemanden kalt.
Auch daran würden die Tattoos Thomát ewig erinnern.
Eines Tages würde er sich dafür rächen, da war sich Thomát sicher. Bis dahin musste er sich wohl darauf vertrösten dem Kapitol auf der Nase herum zutanzen.
Sich aufzuführen wie ein Sieger, der nun völlig den Boden unter den Füßen verloren hatte, wegen all des Glanzes und der Glorie gehörte mit zu diesem Plan. Seit seinem Sieg schraubte sich Thomát höher und höher und testete, wie weit die Freiheiten für einen Sieger wohl gingen. Er lebte im Kapitol wie eine Diva, mit Dutzenden Extrawünschen (dreizehn goldene Bohnen auf seinem Schlafzimmer im Trainingszentrum zu verlangen war sein letzter Einfall, der im gewährt worden war). Im Distrikt hatte er sein Haus Whitefield Manor getauft – ein Name, den er mit goldenen Buchstaben über die Tür hatte schreiben lassen – und riesige Gewächshäuser in den Garten gesetzt um seltene Rosen zu züchten. Außerdem hatte er sich einen gut ausgebildeten Butler aus dem Kapitol kommen lassen, den er für Unsummen für sich arbeiten ließ und den er dazu verdonnert hatte, ihn immer nur mit „Sir Whitefield, Sir“, anzusprechen. Wobei, der arme Mann – ein kleiner adretter Kerl mit lila Haaren namens Mister Beno – eher Mädchen für alles war, als ein richtiger Butler.
Und gleichzeitig spielte Thomát den unglaublich kapitolunterwürfigsten Sieger überhaupt, der noch immer nicht glauben konnte, was für ein Glück ihm doch mit den Spielen widerfahren war. Nervig, aber doch irgendwie liebenswürdig und mit den vielen Liebschaften, mit denen er fast an Finnick Odair heranreichte, eher schon zu bewundern.
Diese Maskerade ist wohl erstmal der einzige Trumpf, den ich über das Kapitol erringen kann , dachte Thomát betrübt, während er das Wasser abdrehte und aus der Dusche stieg. Er wusste, das er dem Kapitol trotz allem gehörte und sich wohl nie endgültig aus ihren Fesseln winden würden könnte. Aber schwer machen wollt er es ihnen doch. Und damit war das Thema erstmal wieder abgehakt.
Thomát summte ein lustiges Liedchen, während er – nur um seinen Butler zu ärgern – splitterfasernackt vom Bad zu seinem Schlafzimmer lief, um sich neue Anziehsachen herauszusuchen.
Mister Beno, der gerade mit einem Teeservice von der Küche über den Flur in Richtung Esszimmer tippelte, lief bei Thomáts Anblick wie immer peinlich berührt flammend rot an, blieb jedoch stehen und nahm Haltung an, so wie Thomát es ihm aufgetragen hatte.
Als der Sieger an seinem Butler vorbei kam, fragte er fröhlich „Alles bueno, Mister Beno?“
Mister Beno schlug die Haken zusammen und antwortete verdrießlich „Jawohl, Sir Whitefield, Sir.“
„Gut, dann bereite weiter das Frühstück vor“, sagte Thomát und stieg die Treppe hinauf zu seinem Zimmer, wo er in stummes Gelächter aus brach.
Eins stand fest, allein dafür hatte es sich beinahe gelohnt, Sieger zu werden.
Thomát Whitefield
Re: Whitefield Manor
Erntetag der 74. Hungerspiele
Thomát
ca. 8:30 Uhr
Thomát
ca. 8:30 Uhr
Kaum hatte er das gedacht, bis sich Thomát auf die Zunge. Natürlich hatte sich der Sieg nicht dafür gelohnt. IHR Tod und der von zweiundzwanzig anderen waren nicht gut zumachen.
Aber Thomát verbannt diese Gedanken rasch wieder. Selbst an einem Tag wie diesem würde er sich seine gute Laune nicht verderben lassen.
Sonst wird man nur verrückt, dachte er. Thomát kannte viele Sieger, die an ihrem Sieg zerbrochen waren. Haymitch Abernathy aus Distrikt 12 und Chaff aus Distrikt 11, zwei Alkoholiker, die meisten Sieger aus Distrikt 6, die Morfix nahmen, Thomáts eigener Mentor, Flux Duchannes, auch ein Trinker, Annie Cresta aus Distrikt 4, die immer hin ein Karriero gewesen war und nun völlig labil war, und noch einige andere. Thomát hatte sich geschworen, niemals so zu werden. Diese Genugtuung würde er dem Kapitol nicht gönnen. Sie würden ihn nicht klein kriegen.
Thomát begann, sich summend anzuziehen. Er wählte – neben Unterwäsche – eine bequeme dunkle Jeans und ein dunkelviolettes Hemd, deren obere beide Knöpfe er wie immer offen ließ.
Dann sprang er die Treppe hinunter ins Esszimmer von Whitefield Manor, aus dem ihm der Geruch von Pancakes mit zerlassener Butter entgegen kam.
Thomát speiste immer an dem großen Tisch dort, meist bloß in Gesellschaft seines Butlers. Aber ab und an lud er auch die anderen Sieger, seine Eltern oder die eine oder andere Frau zu sich zum Essen ein.
Seit seine Eltern und die Hündin Domino an seinem neunzehnten Geburtstag ausgezogen waren, war es in Whitefield Manor manchmal etwas einsam. Thomát hätte seine Eltern auch bis zum Sankt Nimmerleinstag in seinem Haus. Doch das hatten die beiden strikt abgelehnt. Vor allem Thomáts Mutter, eine glühende Verehrerin von Erziehungsratgebern, hatte darauf bestanden, ihre Zelte im Dorf der Sieger abzubrechen und wieder ins Zentrum von Distrikt 5 zu ziehen. Sie war der Ansicht, allein zu leben sei ein ungemein wichtiger Schritt im Leben eines jungen Menschen und den würde sie ihrem Sohn nicht vorenthalten wollen.
Thomát hatte sie nicht aufgehalten und teilte sich das Haus jetzt eben nur noch mit Mister Beno.
Im Esszimmer hatte sich Mister Beno den langen Tisch für zwei Personen gedeckt. Je ein Gedeck an den Enden des Tisches – sie lagen fast zwei Meter voneinander entfernt. Der kleine lilahaarige Mann stand hinter Thomáts Stuhl.
Rosensträucher peitschten mit ihren Zweigen gegen die Fensterscheiben des Esszimmers und auch der Regen knallte fast waagerecht gegen das Glas, sodass es recht laut im Zimmer war.
„Alles bueno, Mister Beno?“, fragte Thomát, wie bei jeder sich bietenden Gelegenheit.
„Jawohl, Sir Whitefield, Sir“, erwiderte Mister Beno und zog den Stuhl zurück, damit Thomát sich setzen konnte.
„Das freut mich, mein Freund. Setzen Sie sich doch“, sagte Thomát und wies auf den Stuhl am fernen anderen Ende des Tisches.
„Sehr wohl“, sagte Mister Beno und setzte sich auf seinen Platz.
Sie wünschten einander einen guten Appetit und machten sich über ihre Pancakes her.
„Hat jemand aus dem Kapitol angerufen, während ich unter der Dusche stand?“, fraget Thomát zwischen zwei Bissen. „Seneca Crane zum Beispiel?“
Seneca Crane war dieses Jahr zum dritten Mal Oberster Spielmacher der Hungerspiele. Er rief jeden Erntetag, seit er im Amt war, die Mentoren an, um sie an ihre Pflichten zu erinnern. Allerdings nur einen pro Distrikt. Thomát hoffte, das Anabelle dieses Jahr den Anruf bekam.
„Bis jetzt noch nicht, Sir Whitefield, Sir“, antwortete Mister Beno.
„Dann geht dieser Kelch vielleicht dieses Jahr an mir vorüber“, seufzte Thomát. Gespräche mit Seneca Crane waren normalerweise sehr anstrengend. Der Mann war ein Minenfeld. Ein falsches Wort und er flog einem förmlich um die Ohren. Auf subtile, gemeine Weise zwar, aber dennoch. Für jemanden aus dem Kapitol war er bemerkenswert scharfsinnig. Thomát wunderte sich oft über diese beiden Kehrseiten des Kapitols. Auf der einen Seite wirkten die Menschen im Kapitol mit ihrer verrückten Mode, ihren seltsamen Haarfarben und ihren einfach gestrickten Persönlichkeiten auf die Bewohner der Distrikte oft naiv und infantil. Doch andererseits hatten sie Menschen wie Präsident Snow, denn Herrscher von Panem und Seneca Crane hervor gebracht. Scharfsinnig und gefährlich wie Vipern.
„Womöglich, Sir Whitefield, Sir“, sagte Mister Beno. „Darf ich nach dem Frühstück vielleicht bereist mit dem Packen ihrer Koffer beginnen?“
„Selbstverständlich“, sagte Thomát und nahm einen Schluck Orangensaft. „Wobei ich mich frage, wie sie bei dem Wetter eine Ernte abhalten wollen. Ich meine wir haben Sturmwarnung, oder nicht?“ Er nickte zum Fenster. „Es sieht aus, als stünde der Weltuntergang vor der Tür. Haben sie im Kapitol keine Angst, das ihnen die Tribute im Regen ersaufen oder von einem umknickenden Strommast erschlagen werden noch bevor sie zum Zug kommen?“
Mister Beno zuckte die Schultern. „Sie müssen eine Ernte abhalten lassen, oder nicht, Sir Whitefield, Sir?“
Thomát schnaubte. „Als ob man die nicht auf besseres Wetter verlegen könnte. Ich kann mir richtig vorstellen, wie die Namenszettel aus den Loskugeln geweht werden. Und in Distrikt 4 sieht es laut Wetterbericht auch nicht besser aus. Die Betreuer werden auch ihren Spaß haben und nach morgen liegen wahrscheinlich halb 4 und 5 mit Lungenentzündung im Bett.“
„Wahrscheinlich will der Präsident nicht, dass man denkt, er würde sich vom Wetter herumscheuchen lassen, Sir Whitefield, Sir“, spekulierte Mister Beno und schenkte sich Tee nach.
„Ach, bitte!“, seufzte Thomát. „Wer würde das denn schon denken?“
Mister Beno antwortete nicht.
Es ist die reinste Schikane , dachte Thomát, uns sogar bei diesem Wetter auf den Platz zu zitieren. Die ganzen Spiele um ein oder zwei Tage zu verschieben brächte schon keinen um. Thomát musste unwillkürlich schmunzeln. Wahrscheinlich würden sie es verschieben, wenn jemand dadurch sterben würde, das blutdurstige Pack. Aber die Arena wird wahrscheinlich, wegen ein paar Tagen, auch nicht plötzlich kaputt gehen, oder sonst was. Sie könnten es sicher verschieben. Aber sie wollen uns schikanieren.
Doch das sagte Thomát natürlich nicht laut, nicht vor Mister Beno. Manchmal zweifelte er, ob es eine gute Idee gewesen war, diesen kleinen Kerl aus dem Kapitol einzustellen. Er konnte ja ein Spitzel sein. Allerdings auf die Vorzüge eines Butler wollte er auch nicht verzichten und so zog er es vor, einfach etwas auf seine Wortwahl zu achten.
Thomát Whitefield
Re: Whitefield Manor
Erntetag der 74. Hungerspiele
ca. 08:45 Uhr
Thomát & Seneca am Telefon
ca. 08:45 Uhr
Thomát & Seneca am Telefon
Das Frühstück dauerte noch ein kleines Weilchen – in Whitefield Manor pflegte man ein ausgedehntes Frühstück zu sich zu nehmen – und Thomát und Mister Beno sprachen über unverfänglicher Themen, wie die Rosen, das aktuelle Wetter im Kapitol und wer dort was mit wem getrieben hatte. Typisches flaches Kapitolgerede, aber Thomát mochte es. Dabei musste man sich wenigstens nicht groß konzentrieren.
Mister Beno brachte gerade ein Tablett mit Windbeuteln mit Sahen und Waldbeeren ins Esszimmer, als das Telefon klingelte. Er stellte das Tablett ab und ging hinaus in den Flur, wo das Telefon hing.
„Wenn es aus dem Kapitol ist, will ich selbst rangehen“, rief Thomát und betrachte mit wohlwollen die Windebeutel. „Die sehen bueno aus, Mister Beno, Sie haben sich selbst übertroffen.“
„Vielen Dank, Sir Whitefield, Sir“, antwortete Mister Beno aus dem Flur. „Der Anruf ist übrigens tatsächlich aus dem Kapitol, Sir Whitefield, Sir.“
Thomát ächzte, legte den Windbeutel, den er gerade aufgehoben hatte, wieder zurück un stemmte sich aus seinem Stuhl hoch.
„Ich komme schon“, sagte er, während er in den Flur hinaus ging. „Setzen sie sich und essen schon weiter, Mister Beno.“
„Sehr wohl, Sir Whitefield, Sir“, sagte Mister Beno und ging zurück ins Esszimmer.
Thomát ging zum Telefon, das erneut klingelte. Er warf einen kurzen Blick auf die Standuhr monumentale Standuhr neben der Eingangstür. Es war kurz nach neun Uhr.
Thomát setzte ein strahlendes Lächeln auf und hob den Hörer ab.
„Hallo, hier bei Thomát Whitefield“, sagte er freundlich. Wenn Thomát von etwas überzeugt war, dann davon, dass man, wenn man höflich genug war, keine Feinde haben musste. Er strahlte in die Kamera.
„Guten Morgen, Mister Whitefield “, antwortete Seneca Crane, am anderen Ende der Leitung.
Also hatte er wohl doch noch nicht bei Anabelle angerufen.
„Hat Miss Woddia Sie bereits kontaktiert?“
Oder doch. Aber warum rief er hier denn dann nochmal an?
„Nein, das hat sie noch nicht, Mister Crane“, sagte Thomát bedauernd. „Sie kommt bestimmt noch. Aber es ist nett, das sie anrufen. Wie geht es Frau und Sohn? Ich hoffe sie haben im Kapitol besseres Wetter, als wir hier. Ich glaube meine Gewächshäuser stehen bis heute Abend unter Wasser.“ Thomát warf einen unbehaglichen Blick aus dem Fenster neben der Tür.
Thomát Whitefield
Re: Whitefield Manor
Erntetag der 74. Hungerspiele
ca. 09:05 Uhr
Thomát & Seneca Crane am Telefon
ca. 09:05 Uhr
Thomát & Seneca Crane am Telefon
„Ich verstehe, Mister Withefield“, sagte Seneca Crane. Es klang nachdenklich. Thomát schwieg unverbindlich lächelnd.
„Kyra und Valentin geht es prächtig, danke der Nachfrage und ja, unser Wetter ist hier sehr... zuvorkommend “, fuhr der Oberste Spielmacher fort.
Anscheinend konnten die Leute im Kapitol doch das Wetter beeinflussen. Thomát sah noch mal hinaus in den Sturm.
„Doch wenn wir gerade beim Thema Wetter sind, Mister Whitefiled, kann ich Ihnen auch gleich eine Bitte entgegnen. Es bezieht sich auf Ihre Kollegin, Miss Woddia. Mir schien es, als sei sie nicht wirklich darauf bedacht, was ihre Gesundheit betrifft und noch viel schlimmer, als sei sich nicht mehr auf die Spiele bedacht. Sie scheint mit etwas zu sehr auf andere Aufgaben vertieft. Achten Sie besser darauf, dass sie nicht zu weit abdriftet, denn erneut, werden wir es nicht dulden können. Sie ist eine Siegerin, das darf sie nicht vergessen. Sie hat hohe Privilegien, erinnern Sie sie daran, doch erbringen diese nicht das, was sie sich momentan geziemt herauszunehmen. Wissenschaftler, Mister Whitefiled, gibt es in manchen Distrikten wie Sand am Meer und Tribute in Panem.“
Thomát wusste nicht, was er darauf sagen sollte, also schwieg er und eine kurze Pause trat ein. Was hatte Anabelle bloß schon wieder getan, um das Kapitol derart vor den Kopf zu stoßen?
Vielleicht ist es nicht ganz unwichtig, zu erwähnen, dass ihr Verstoß, Auswirkungen auf alle Sieger Ihres Distriktes haben wird“, sagte Seneca Crane dann.
Thomát lies sich seine stille Furcht nicht anmerken. Was hatte Anabelle bloß getan? Warum dachte diese Frau nicht einmal nach, bevor sie etwas sagte? Thomát dachte an die alte Sheela und den trinkenden Flux, die von der ganzen Sache nichts wussten und an sich selbst, der er ja auch nichts getan hatte und spürte Wut in sich aufsteigen. Warum konnte Anabelle, die sich doch sonst immer so oberklug benahm, einfach nicht lernen, dass man beim Kapitol besser Vorsicht walten lassen musste? Ein Schlangennest wie dieses war gefährlich.
„Machen sie sich keine Sorgen, Mister Crane, ich werde Anabelle darauf hinweisen, das man bei diesem Wetter besser einen Schal tragen sollte und das es nicht richtig ist, seinen Job zu vernachlässigen. Ich bin sicher, Anabelle Woddia muss nur wieder daran erinnert werden, was wir dem Kapitol alles verdanken. Sie kann ja leider etwas zerstreut sein. Ich versichere Ihnen, dass Distrikt 5 sich auch dieses Jahr wieder von seiner besten Seite zeigen wird.“
Thomát hoffte, damit wenigstens ein bisschen was gerettet zu haben
Thomát Whitefield
Re: Whitefield Manor
Erntetag der 74. Hungerspiele
ca. 09:10 Uhr
Thomát & Seneca Crane am Telefon
ca. 09:10 Uhr
Thomát & Seneca Crane am Telefon
Es herrschte einen Moment Stille, während dem Thomát förmlich auf glühenden Kohlen saß.
Dann begann Seneca Crane nachdenklich: „Nun, Mister Whitefield, ich denke, sie sollte auf sofortigem Weg erfahren, dass sie ihre Arbeit nicht im Auge des Kapitols verrichtet, wie es gewünscht ist. Das Kapitol benötigt keine zerstreuten Menschen, erst recht nicht, als Wissenschaftler! Wir können nur Menschen in diesen Kreisen gebrauchen, welche immer und unentwegt bei vollem Bewusstsein sind, da wir ihnen sonst alles streichen müssen, gleichgültig, ob Sieger oder nicht. Ich wiederhole es gerne noch einmal, ein Sieger hat immer die Priorität des Mentorenjobs und diesen vernachlässigt Miss Woddia enorm, was wir nicht dulden können. Wenn es ihr nicht gelingen sollte, beide Bereiche unter einen Hut zu packen, werden wir gezwungen sein, bestimmte Maßnahmen zu treffen. Richten Sie es ihr bitte aus, denn ich vertraue auf Ihre Worte, Mister Whitefield. Sie sind ein schlauer Mann und würden es nicht in Betracht ziehen, die fütternde Hand zu beißen, dem bin ich mir sicher .“
Thomát wusste aus seinen dreizehn Jahren in Kontakt mit dem Kapitol wusste Thomát, wann es an der Zeit war, das Honig-ums-Maul-schmieren bleiben zu lassen und sich kurzzufassen und so sagte er so ernst und demütig, wie er konnte: „Sehr wohl, Mister Crane. Ich habe verstanden.“ Er verneigte sich sogar leicht in Richtung Kamera. Er war wirklich niemand, der die Hand biss, die ihn fütterte.Das wäre dumm. Thomát pinkelte den Leuten lieber unauffällig ans Bein. Doch auch dafür war jetzt nicht die Zeit.
Thomát Whitefield
:: :: Die Distrikte :: Distrikt 5 :: Das Dorf der Sieger
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