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Hof der Haileys
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:: :: Die Distrikte :: Distrikt 10
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Hof der Haileys
Hier lieben, lachen, streiten, weinen und leben die Mitglieder der Familie Hailey.
Cashmere Tama- Admin
Re: Hof der Haileys
[Einstiegspost]
Victoria brachte gerade die frische Milch zum Küchentisch, an dem bereits die anderen Familienmitglieder versammelt waren. Langsam setzte sie sich und verspürte eine heftige Erschöpfung. Was nicht wirklich verwunderlich war, da sie bereits seit 04:00 Uhr auf den Beinen war und sich gemeinsam mit den anderen um die Tiere kümmerte. Und geschlafen hatte sie sowieso kaum, deshalb war sie schon beim ersten Rufen ihrer Mutter aus dem Bett gesprungen, war in ihre Arbeitskleidung geschlüpft und hatte sich das Kopftuch auf dem Weg nach unten umgebunden. Vorsichtig schenkte sie Jeromey und sich die Gläser voll, um die Kanne dann an ihre Eltern weiter zu reichen. Während ihre Eltern und ihr Bruder sich kräftig unterhielten blieb Victoria stumm. Sie hatte einfach nichts zu sagen und auf Fragen antwortete sie nur knapp, wie eigentlich immer. Mit einem Mal wurde ihr klar, dass dies hier das letzte Mal sein würde, indem sie mit ihren Eltern und ihrem Bruder zusammen am Tisch saß und Frühstückte. Nicht einmal ein gemeinsames Mittag- oder Abendessen würde es noch einmal geben. Was sie bisher immer so sehr aufgeregt hatte, dieses ewige Geplapper, das Generve durch Jeromey, all dies genoss sie heute richtig. Sie versuchte sich alles genau einzuprägen, jedes Wort, jede Geste. „Was ist los mit dir?“ Die Stimme ihres Vaters riss Victoria aus ihren Gedanken. Ein wenig verwirrt blinzelte sie, hatte gar nicht gemerkt, dass ihre Mutter und Jeromey aufgestanden waren. Heute hatten sie wieder ein üppigeres Essen gehabt, ihre Eltern hatten beschlossen sich und den Kindern etwas an diesem Tag zu gönnen. So kam es, dass ihr Mahl nicht ganz so spärlich ausfiel, wie die Tage zuvor. „Nichts Pa, ich bin nur müde.“ Sie versuchte zu lächeln, stand dann auf und half ihrer Mutter den Tisch abzuräumen. Wie sollte sie ihrem Vater auch erklären, dass sie zu wissen glaubte, dass dieses Jahr ihr Name aus der Lostrommel gezogen werden würde. Und das ihr Bruder der männliche Tribut werden würde. Vermutlich würde Mr. Hailey irgendeine Dummheit begehen und Victoria wollte dies nicht. Nachher, auf dem Platz musste er sich einfach zusammen reißen. Mit wenigen Handgriffen war der Tisch abgeräumt, das wenige Geschirr gewaschen und alles an seinem Platz verstaut.
„Ich gehe ein wenig raus.“ Den Einwand, dass es doch regnen würde hörte das Mädchen gar nicht mehr. Sie musste hinaus an die Luft. Ihre Hand klammerte sich so fest um die Peitsche, welche sie mitgenommen hatte, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Irgendwie musste Victoria sich einfach ablenken um nicht völlig verrückt zu werden bis zum Nachmittag. Hinter einem der Ställe blieb Victoria stehen und blickte hinauf in den Himmel, ließ die Regentropfen auf ihr Gesicht rieseln. „Was für ein passendes Wetter“, murmelte sie und ließ den Blick wieder sinken, ging unter ein Vordach und begann wie wild die Peitsche zu schwingen. Das Knallen der Peitsche wurde durch den Regen geschluckt, so dass es nicht weit hinausgetragen wurde. Immer heftiger wurden Victorias Bewegungen und als sei nicht aufpasste schlug sie sich, beim Ausholen, selbst mit dem Riemen auf den Rücken. Als wäre sie gegen eine Wand gelaufen, die Augen weit aufgerissen, hielt sie mitten in ihren Bewegungen inne. Erst nach einigen Augenblicken blinzelte sie und Tränen rannen ihr über die Wangen. Dieser Schlag durchbrach ihre Mauer und Victoria fühlte sich mit einem Mal so hilflos. Nur mit Mühe konnte sie einen Wutschrei in ihrer Kehle ersticken. Und dies alles wegen ihrem Bruder. Wäre dieser Idiot nicht auf das Pferd zu gerannt, dann wäre es nicht gestiegen und dieser dämliche Friedenswächter wäre noch am Leben. Entkräftet ließ sich das Mädchen auf die Knie fallen. Natürlich wusste sie, dass es auch ohne Jeromeys Zutun dazu hätte kommen können, dass sie in die Arena musste. Aber diesmal war es sicher und er würde vermutlich mit ihr einziehen. Wie zum Teufel sollte sie sich dann verhalten? Ihr Bruder würde nicht auf sie oder die Mentoren hören, wenn Victoria ihn jedoch nicht beschütze würde sie als herzloses Ding dastehen. Es war zum Schreien und Victoria war selbst überrascht, dass sie es nicht tat.
Erntetag der 74. Hungerspiele
ca. 08:00 Uhr
Victoria
ca. 08:00 Uhr
Victoria
Victoria brachte gerade die frische Milch zum Küchentisch, an dem bereits die anderen Familienmitglieder versammelt waren. Langsam setzte sie sich und verspürte eine heftige Erschöpfung. Was nicht wirklich verwunderlich war, da sie bereits seit 04:00 Uhr auf den Beinen war und sich gemeinsam mit den anderen um die Tiere kümmerte. Und geschlafen hatte sie sowieso kaum, deshalb war sie schon beim ersten Rufen ihrer Mutter aus dem Bett gesprungen, war in ihre Arbeitskleidung geschlüpft und hatte sich das Kopftuch auf dem Weg nach unten umgebunden. Vorsichtig schenkte sie Jeromey und sich die Gläser voll, um die Kanne dann an ihre Eltern weiter zu reichen. Während ihre Eltern und ihr Bruder sich kräftig unterhielten blieb Victoria stumm. Sie hatte einfach nichts zu sagen und auf Fragen antwortete sie nur knapp, wie eigentlich immer. Mit einem Mal wurde ihr klar, dass dies hier das letzte Mal sein würde, indem sie mit ihren Eltern und ihrem Bruder zusammen am Tisch saß und Frühstückte. Nicht einmal ein gemeinsames Mittag- oder Abendessen würde es noch einmal geben. Was sie bisher immer so sehr aufgeregt hatte, dieses ewige Geplapper, das Generve durch Jeromey, all dies genoss sie heute richtig. Sie versuchte sich alles genau einzuprägen, jedes Wort, jede Geste. „Was ist los mit dir?“ Die Stimme ihres Vaters riss Victoria aus ihren Gedanken. Ein wenig verwirrt blinzelte sie, hatte gar nicht gemerkt, dass ihre Mutter und Jeromey aufgestanden waren. Heute hatten sie wieder ein üppigeres Essen gehabt, ihre Eltern hatten beschlossen sich und den Kindern etwas an diesem Tag zu gönnen. So kam es, dass ihr Mahl nicht ganz so spärlich ausfiel, wie die Tage zuvor. „Nichts Pa, ich bin nur müde.“ Sie versuchte zu lächeln, stand dann auf und half ihrer Mutter den Tisch abzuräumen. Wie sollte sie ihrem Vater auch erklären, dass sie zu wissen glaubte, dass dieses Jahr ihr Name aus der Lostrommel gezogen werden würde. Und das ihr Bruder der männliche Tribut werden würde. Vermutlich würde Mr. Hailey irgendeine Dummheit begehen und Victoria wollte dies nicht. Nachher, auf dem Platz musste er sich einfach zusammen reißen. Mit wenigen Handgriffen war der Tisch abgeräumt, das wenige Geschirr gewaschen und alles an seinem Platz verstaut.
„Ich gehe ein wenig raus.“ Den Einwand, dass es doch regnen würde hörte das Mädchen gar nicht mehr. Sie musste hinaus an die Luft. Ihre Hand klammerte sich so fest um die Peitsche, welche sie mitgenommen hatte, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Irgendwie musste Victoria sich einfach ablenken um nicht völlig verrückt zu werden bis zum Nachmittag. Hinter einem der Ställe blieb Victoria stehen und blickte hinauf in den Himmel, ließ die Regentropfen auf ihr Gesicht rieseln. „Was für ein passendes Wetter“, murmelte sie und ließ den Blick wieder sinken, ging unter ein Vordach und begann wie wild die Peitsche zu schwingen. Das Knallen der Peitsche wurde durch den Regen geschluckt, so dass es nicht weit hinausgetragen wurde. Immer heftiger wurden Victorias Bewegungen und als sei nicht aufpasste schlug sie sich, beim Ausholen, selbst mit dem Riemen auf den Rücken. Als wäre sie gegen eine Wand gelaufen, die Augen weit aufgerissen, hielt sie mitten in ihren Bewegungen inne. Erst nach einigen Augenblicken blinzelte sie und Tränen rannen ihr über die Wangen. Dieser Schlag durchbrach ihre Mauer und Victoria fühlte sich mit einem Mal so hilflos. Nur mit Mühe konnte sie einen Wutschrei in ihrer Kehle ersticken. Und dies alles wegen ihrem Bruder. Wäre dieser Idiot nicht auf das Pferd zu gerannt, dann wäre es nicht gestiegen und dieser dämliche Friedenswächter wäre noch am Leben. Entkräftet ließ sich das Mädchen auf die Knie fallen. Natürlich wusste sie, dass es auch ohne Jeromeys Zutun dazu hätte kommen können, dass sie in die Arena musste. Aber diesmal war es sicher und er würde vermutlich mit ihr einziehen. Wie zum Teufel sollte sie sich dann verhalten? Ihr Bruder würde nicht auf sie oder die Mentoren hören, wenn Victoria ihn jedoch nicht beschütze würde sie als herzloses Ding dastehen. Es war zum Schreien und Victoria war selbst überrascht, dass sie es nicht tat.
Victoria Hailey
Re: Hof der Haileys
Erntetag der 74. Hungerspiele
ca. 09:00 Uhr
Victoria
ca. 09:00 Uhr
Victoria
„TORIIIIII!!!!“ Jeromeys schriller Schrei ließ das Mädchen aufschrecken. Sofort wischte sie sich die Tränen weg und stand mit wackligen Knien auf. Dass sie über und über mit Schlamm bespritzt war interessierte sie nicht im Geringsten. Die Peitsche hielt Victoria fest in Händen und blickte ihrem Bruder entgegen. Ein wenig ungelenk kam er vor ihr zum Stehen und bespritze sie noch zusätzlich mit Schlamm. Sie blickte zu ihm auf, war er doch um einiges größer als sie selbst. „Tori,“ Wie Victoria diesen Spitznamen hasste. Es war nicht, weil er Fremd klang, nein sie hasste ihn, weil Jeromey sie so nannte. „Mama sagt ich soll dich Heim bringen damit du dich nicht erkältest.“ Victoria blickte ihren Bruder einen Moment entsetz an. Ihre Mutter machte sich Sorgen um ihre Tochter? Das hatte es noch nie gegeben. Doch dann begann sie schallend zu lachen. Eine Erkältung wäre das kleinste Übel am heutigen Tag. „Ich komme gleich. Geh schon vor.“ Trotzig blickte der Ältere sie an und Victoria hatte schon Angst er würde gleich zu heulen anfangen. Wenn kein Wunder geschehen würde, dann wäre Distrikt 10 dieses Jahr die Lachnummer der Spiele, dessen war sie sich sicher. Seufzend deutete sie mit dem Kopf in Richtung des Hauses. „Na komm schon.“ Vorsichtig wickelte sie im Gehen die Peitsche auf und mit einem Mal kam ihr ein grausamer Gedanke. Es wäre ein Leichtes den Schlag auf Jeromey niedersausen zu lassen und sich für alles zu rächen. Alles was sie wegen ihm ertragen musste, was sie noch ertragen muss. Victoria klammerte beide Hände fest um das Gerät, dass es schmerzte. Dieser Schmerz erinnerte sie daran, dass es ihr Bruder war, jemand den sie zu beschützen hatte. Er konnte schließlich nichts dafür, dass er krank war - und dennoch, es wäre eine solche Erleichterung all dem, was sich in ihr Aufgestaut hatte, freien Lauf zu lassen. Ein Seufzen entrann ihrer Kehle, bevor sie ein paar schnelle Schritte machte um neben ihren Bruder laufen zu können. „Tori, was ist mit dir?“ Jeromey blickte auf seine Schwester herab. „Nichts, ich bin nur müde, das ist alles.“ Plötzlich schnellte ihr Arm vor und sie hielt ihren Bruder fest. „Pass doch auf wo du hintrittst.“ Etwas genervt deutete sie auf eine tiefe Pfütze vor ihm und zerrte ihn außen rum. Vermutlich wäre er jetzt erst recht hineingesprungen, nur um sie zu ärgern. Den weiteren Weg legten die beiden Schweigend zurück. Wahrscheinlich schmollte ihr großer Bruder jetzt, aber das war Vic egal. Natürlich wollte sie ihn eigentlich nicht anpampen, aber es kam einfach, sie konnte nicht anders. So wie sonst auch, wenn sie mit anderen sprach, da wirkte sie einfach pampig und unfreundlich.
Vorsichtig zog das Mädchen ihre Gummistiefel aus und half auch ihrem Bruder aus den seinigen, dann schickte sie ihn ins Badezimmer, damit er nicht auf die Idee kam in ihr Zimmer zu gehen. Bedauerlicherweise mussten die beiden Geschwister sich eines teilen. Victoria ging triefend wie sie war in die Küche um Wasser aufzusetzen, damit sie heiß duschen konnten. Ihre Eltern konnte sie nirgends entdecken, vermutlich waren sie nochmal zu den Tieren gegangen. Als der Kessel über dem Feuer hing, ihr Herd war vor einiger Zeit kaputt gegangen und seit dem Vorfall mit dem Friedenswächter hatten sie nicht genügend Geld auftreiben können um sich einen neuen zu besorgen, ging sie mit einem kleinen Glas Milch und einem Keks ins Badezimmer. "Hier, damit du was zu tun hast. Und sei brav. Ich mache noch Wasser warm." Ohne auf eine Antwort zu warten begab sie sich wieder nach unten, damit das Wasser nicht überkochte.
Victoria Hailey
Re: Hof der Haileys
Erntetag der 74. Hungerspiele
ca. 11:00 Uhr
Victoria
ca. 11:00 Uhr
Victoria
Geduscht lag Victoria wieder auf ihrem Bett und hörte dem leisen Schnarchen ihres Bruders zu. Irgendwie beneidete sie ihn dafür. Wie er so seelenruhig schlafen konnte, gerade heute. Aber was sollte sie auch erwarten? Er war sich nicht bewusst, was heute aller Wahrscheinlichkeit nach auf sie beide zukommen würde. Woher auch? Er dachte eben wie ein Kind. Vorsichtig rollte sie auf die Seite und betastete ihren Rücken. Die Wunde schmerzte ein wenig, wie immer, wenn das Wetter miserabel war. Besonders schlimm war es bei einem Umschwung, da brannte die Narbe und erinnerte Victoria an das was vor beinahe einem Jahr auf dem Marktplatz passiert war. Seufzend rollte sie sich auf dem Bett zusammen und kuschelte sich an ihre Decke. Wie unbeschwert das Leben doch sein könnte. Ohne die Angst, welche wohl alle Kinder aus den Distrikten in sich trugen. Naja, abgesehen von eins, zwei und vier vielleicht, diese meldeten sich ja auch immer freiwillig. Aber hier in den äußeren Distrikten würde so etwas niemals zutreffen. Vielleicht hätte sie sich für ihre Freundin gemeldet, damals vor drei Jahren, als sie gezogen wurde. Aber Victoria durfte nicht, sie war noch zu jung, nur um wenige Wochen zu jung. Vielleicht aber auch nicht, weil sie zu viel Angst gehabt hätte. Zwar war Selina ihre einzige und auch beste Freundin gewesen, aber sie hatten dennoch nicht alles geteilt. Nun ja, genau genommen hatte Victoria sich zurück gehalten, ihrer Freundin kaum etwas über ihr Gefühlsleben erzählt. Sie konnte es einfach nicht, aber sie spürte, wie die Ältere für sei da war, sie stumm tröstete. Vor allem rechnete Victoria ihr hoch an, dass Selina sie gesehen hat und nicht als Schatten ihres Bruders. „Ah Selina. Wir sehen uns bald wieder.“ Der Schatten eines Lächelns huschte über die Züge des Mädchens, als sie daran dachte. Irgendetwas Gutes hatten die Hungerspiele also doch, mal abgesehen davon, dass sie sich endlich nicht mehr um ihren Bruder kümmern müsste.
Victoria Hailey
Re: Hof der Haileys
Erntetag der 74. Hungerspiele
ca. 12:15 Uhr
Victoria
ca. 12:15 Uhr
Victoria
Ein leises Klopfen ließ Victoria aufschrecken. Sie war tatsächlich eingeschlafen und das ohne merkwürdige Träume. „Ja?!“ Gähnend setzte sie sich auf, streckte sich ausgiebig. „Beeilt euch, wir müssen gleich los.“ Mit sanfter Stimme sprach Mister Hailey, während von unten Flüche ihrer Mutter zu hören waren. Vic nickte, streckte sich nochmals und stieg aus ihrem Bett um Jeromey zu wecken, welcher immer noch tief und fest schlief. Mr. Hailey hatte bereits das Zimmer verlassen, als sie bei ihrem Bruder ankam. „Jeromey, wach auf.“ Kräftig rüttelte sie den Älteren, welcher langsam erwachte und natürlich zu jammern begann. Entnervt wandte Victoria sich um und ging zum Stuhl, auf welchem ihre Kleider für den heutigen Tag zurechtlagen. Einen Moment blickte sie auf die Wäschehaufen hinab. Wir jedes Jahr würde Jeromey seine gute Jeans und ein schönes Hemd, welches die Farbe einer satten Wiese hatte, tragen. Dazu würde er die dunklen Schuhe aus weichem Leder tragen. Sie selbst würde - wie immer - ihren Jeansrock, die geblümte Carmenbluse und die dunklen Lederstiefel anziehen. Ein wehmütiges Seufzen entrann ihrer Kehle, was für eine Verschwendung diese schönen Sachen an solch einem grausamen Tag anziehen zu müssen. Am Liebsten hätte sie ihre Latzhose, irgendein ausgewachsenes Hemd und die dreckigen Gummistiefel angezogen. Nicht nur wegen des Regens, sondern um den Kapitolern einmal ihr wahres ich zu zeigen. Sicherlich wären diese schockiert. „Richtig so“, schnaubte die 15jährige , riss die Kleider an sich und ging wieder zum Bett ihres Bruders. Genaugenommen schliefen die beiden eigentlich nicht auf Betten, es waren eigentlich Pritschen, auf denen Heusäcke lagen und sie deckten sich auch mit ihnen zu, während kleinere unter ihrem Kopf lagen. „JEROMEY! STEH ENDLICH AUF!“ begann sie zu brüllen und als er sie erschrocken ansah fuhr Victoria sanfter fort. „Wir müssen los. Zieh dich schnell um, ja?!“ Nachdem sie seine Kleider neben ihm abgelegt hatte, streichelte sie ihm über den Kopf und verzog sich in den kleinen Waschraum. Auch wenn er ihr Bruder war mochte Victoria es nicht sich vor ihm umzuziehen.
Es dauerte nicht lange, bis sie barfüßig zurück in das Zimmer ging und sich währenddessen die geflochtenen Haare mit den Fingern auseinander kämmte. Wozu sollte sie sich großartig Mühe geben. Sie alle würden, kaum zwanzig Schritte aus der Haustür raus, schon wieder nass bis auf die Haut sein. Achtlos warf sie das Hemd, welches sie zuvor getragen hatte, auf ihr Bett und blickte sich im Raum um. Victoria wollte sich alles ganz genau einprägen, bevor sie das hier nie wieder sehen würde. „Tori?“ Jeromeys fragende Stimme Riss Victoria aus ihren traurigen Gedanken und sie wandte sich um. Auch er schien nicht sonderlich froh zu sein, wie er dort auf seinem Bett saß und sie anschaute. Langsam, beinahe bedächtig ging sie auf ihren Bruder zu und legte ihm die Hände auf seien breiten Schultern. „Jeromey, du bist doch ein großer Junge, oder?“ Fest blickte sie ihrem Bruder in die Augen und wartete seine Reaktion ab. „Gut. Dann musst du heute ein großer Junge sein. Nicht jammern oder schreien oder sonst etwas. Reiß dich zusammen. Versprech‘ es mir!“ Bei ihrem letzten Satz fasste Victoria ihren Bruder fest an den Schultern und rüttelte ihn leicht. Es dauerte eine Weile, bis er nickte, sich aufrecht hinsetzte und sein Versprechen gab. Tief atmete das Mädchen durch. „Gut. Du weißt, ein Versprechen bricht man nicht.“ Er nickte nochmals zur Bestätigung. Bisher hatte er auch tatsächlich kaum ein Versprechen gebrochen. Ob er es heute halten würde wusste Victoria nicht. Vielleicht machte sie sich auch viel zu viele Sorgen. „Komm.“ Sie reichte ihm die Hand und so gingen sie gemeinsam nach unten, wo ihre Eltern bereits warteten, ihrem Schicksal entgegen.
[tbc: Hauptplatz]
Victoria Hailey
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